Klimawandel im Verkehr – aber anders, als gedacht, 2016

Wie „rau“ geht es auf unseren Straßen zu? Kommen Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer gut miteinander aus oder wo gibt es Konflikte? Jeder von uns nimmt am Verkehr teil und viele haben das Gefühl, es werde „immer schlimmer“. Aber stimmt dies überhaupt und wie entwickelt sich das „Verkehrsklima“ tatsächlich?

Für eine Beobachtung denkbar sind sowohl objektive als auch subjektive Indikatoren. Beide Dimensionen sind nicht unproblematisch. Was wird durch objektive Indikatoren, wie etwa die Anzahl von geahndeten Verstößen, überhaupt gemessen – wie valide und wie reliabel sind derartige Kennwerte also? Ist eine Messung des subjektiven Empfindens der Verkehrsteilnehmer die bessere Alternative, vor allem im Hinblick auf eine zuverlässige kontinuierliche Beobachtung? Und was ist überhaupt das „Verkehrsklima“? Es wird schon erkennbar: Viele Fragen sind bei dieser Art des „Klimawandels“ zu beantworten. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat daher in Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) infas und ein Team von Verkehrspsychologen an der TU Dresden beauftragt, die Forschungslage zu sondieren und ein Indikatorensystem zu entwickeln. Dies soll im Rahmen von Befragungen und anderen Messungen zu einem etablierten Instrument werden. Bisher gibt es hierzu sowohl im europäischen als auch nordamerikanischen Umfeld eine Reihe von einzelnen Untersuchungen. Aber wie häufig sind Definitionen und Operationalisierungen nicht übereinstimmend und möglicherweise verkürzt? In der Regel wird die Dimension „Verkehrsklima“ nur eingeschränkt mit Verkehrssicherheit in Zusammenhang gebracht. Aspekte zur Kommunikation der Verkehrsteilnehmer untereinander und zur (fehlenden) Rücksichtnahme unterhalb der Schwelle eines Verkehrsdelikts werden nur selten betrachtet. Im Fokus steht zumeist „aggressives“ Verhalten. Die Abgrenzung zur „Gefährdung“ und „Rücksichtslosigkeit“ bis hin zur „Unhöflichkeit“ ist komplex, doch für die Themenstellung von großer Bedeutung. Auch der alltägliche Verkehrsmix wird in einer oft anzutreffenden autobezogenen Perspektive nicht ausreichend analysiert. Verkehr wird jedoch durch die Interaktion verschiedener Verkehrsteilnehmer geprägt. Hierbei spielt der Rollenwechsel vermutlich eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die meisten Verkehrsteilnehmer nehmen je nach Situation unterschiedliche Rollen ein. Sie sitzen hinter dem Steuer, fahren bei anderer Gelegenheit aber auch Fahrrad oder gehen zu Fuß. Die Ergebnisse der Pilotstudie liegen im Frühjahr 2017 vor und sollen auch diese Fragestellung berücksichtigen.